Samstag, 28. August 2010

Kein Kinderhaus?

25. August 2010
Auch ehemalige Heimkinder machen mobil gegen Heimkinder

Sogar ein Verein, der von ehemaligen Heimkindern gebildet wird, macht mobil gegen eine neue Bleibe für Heimkinder. Sitz dieses Verbandes ist Mönchengladbach. Geschildert wird auf den Seiten dieses Vereins das Schicksal von Kindern, die in den 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahren in kirchlichen und staatlichen Einrichtungen misshandelt und missbraucht worden sind.

Das bekam kaum jemand mit, weil Heimkinder am Rand der Geellschaft lebten und auch dort bleiben sollten. Für immer und ewig. Bis der Bundestag einen Runden Tisch gebildet hat, der dieses Thema öffentlich macht. Viele Sitzungen haben schon stattgefunden - alles für die Katz´? Ehemalige Heimkinder bilden eine Front gegen Heimkinder von heute?

Einfluss nehmen kann dieser Verein allerdings nicht, nur eine schäbige Nebenrolle spielen ist möglich. Denn: Das neue Kinderhaus soll im Dezember in Bonn-Medinghoven von neun Drei- bis Zwölfjährigen bezogen werden. Dann käme Leben in einen Bungalow am Kannheideweg.

Das aber will ein Nachbar nicht. Der hat zwei Kinder. Seit Juli 2010 protestiert der auch im Internet gegen dieses Vorhaben. 200 Verbündete will er finden, möglicherweise sogar klagen. Die evangelische Jugendhilfe Godesheim kann sich den Mund fusselig reden, das Jugend- und das Bauamt auch. Der Nachbar bleibt dabei: Dies hier ist ein Paradies, mit einem Kinderhaus würden wir aus diesem Paradies vertrieben werden.

Und wo sollen die Drei- bis Zwölfjährigen bleiben, deren altes Haus zu klein geworden ist? Ist ihm egal, sagt dieser Nachbar laut "Generalanzeiger" vom 15. Juli 2010. Jenem Verein aus Mönchengladbach scheint das ebenfalls gleichgültig zu sein. Genutzt wird jedes mögliche Vorurteil. Von beiden Seiten - dass ehemalige Heimkinder dieses Spiel mitmachen, das ist unglaublich.

28. August 2010
Heimkinderverband ist sauer

Jetzt ist er auch noch sauer: der Heimkinderverband aus Mönchengladbach, der Nachbarn im Kampf gegen das Kinderhaus in Bonn-Medinghoven den Rücken stärken will. Begründung: Der Verein sei gegen jede Einrichtung dieser Art. Was für eine tolle Argumentation! Bei der Formulierung seiner Ziele hätten die Gründungsmitglieder das Gehirn einschalten sollen. Den Kontakt zu mir hat der Verband abgebrochen. Noch so ein Kurzschluss einer Vereinigung, die im Netz Videos verbreitet, in denen Heimleiter umgebracht werden. Der Link dorthin ist mir von diesem Verein vor zwei Tagen per mail geschickt worden. Mit solchen Hasstiraden schadet man ehemaligen Heimkindern, die nicht nur ihre Vergangenheit verarbeiten wollen, sondern auch für ihre Rechte kämpfen.

Freitag, 27. August 2010

Sieben Tage für die Kleinen

27. August 2010
Aktionswoche gegen Kinderarmut

Hannover. Die Armutsgefährdungsquote in Niedersachsen ist 2009 leicht gesunken. Sie liegt laut Landesamt für Statistik und Kommunikationstechnologie mit 14,6 Prozent um 0,1 Prozentpunkte unter dem Stand der Jahre 2008 und 2007.

„Es gibt Anlass zur Hoffnung, dass sich trotz der Wirtschaftskrise die Zahl der Menschen verringert hat, die von Armut bedroht sind", sagt Niedersachsens Sozialministerin Aygül Özkan. „Aber noch immer sind Kinder von Armut betroffen. Jedes von Armut betroffene Kind ist eines zuviel."

Deswegen startet das Niedersächsische Bündnis für Kinder eine Aktionswoche. Das Motto lautet vom 13. bis 20. September "Gemeinsam gegen Armut und Ausgrenzung". Der 20. September ist Weltkindertag.

Mitmachen sollen alle. Im Vordergrund stehen die Themen Bildung, Gesundheit und Wohlergehen. Gefördert werden die Aktionen vom Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend  und Familie.

Die Familien- und Kinderservicebüros (FKSB) in Niedersachsen koordinieren die Aktionswoche vor Ort. Weitere Informationen - auch über die Fördermöglichkeiten - auf

http://www.aktionen-gegen-kinderarmut-nds.de/

Mittwoch, 25. August 2010

Münster dabei

25. August 2010
Wo Wirlsberg gedreht wird ist alles in Ordnung?

Münster in Westfalen, 275 000 Einwohner, wer fit genug ist, schwingt sich aufs Rad, lässt das Auto stehen, Schauplatz einer ZDF-Serie mit Georg Wirlsberg als Buchhändler, der sich finanziell über Wasser hält, weil er nebenbei als Privatdetektiv arbeitet - da ist die Welt doch wohl noch in Ordnung? Daran könnte man zweifeln. Wenn man im Netz stöbert, um sich über das Jugendamt von Münster zu informieren. Sogar Mord ist dieser Behörde vorgeworfen worden. Lisa Marie heißt das Kind, das im Mai 2007 angeblich  unter mysteriösen Umständen gestorben ist. Publik gemacht wurde der Fall von einer Organisation, die  Strafanzeige erstattete. Die Staatsanwaltschaft stellte das Ermittlungsverfahren im Juli 2007 ein. Der Mordvorwuf sei nicht zu halten.

Damit hat sich die Organisation nicht zufrieden gegeben - schildert außerdem weitere Fälle auf weiteren Seiten aus anderen Städten. Dazu gehört die Geschichte eines Vaters, der inzwischen berüchtigt dafür ist, dass er gefälschte mail-Adressen verwendet, weil seine Nachrichten sonst sofort von den meisten Empfängerinnen und Empfängern ungelesen weggeklickt werden. Dazu sagt ein Kripo-Beamter: "Schade, der macht sich nur noch lächerlich." Was gut zu sein scheint für seine Ex-Frau und ihre Familie, über die dieser Mann, der im Ausland lebt, nahezu Unerträgliches verbreitet. Zwischendurch erzählt dieser Mann auch noch, einer seiner Söhne sei nun 18 und komme zu ihm. 14 Tage später entpuppt sich diese Nachricht als Windei. Der Junge bleibt in Deutschland.

Mit dem, was diese Organisation  verbreitet oder verbreiten lässt, kommt man also nicht weiter. Dennoch bleibt das Jugendamt von Münster Thema. Mehr darf hier noch nicht verraten werden. Aber: Ins Umfrage-Rennen geschickt wird diese Behörde. Die Frage lautet: "Welches Jugendamt tut das meiste für das Kindesunwohl?"

Voriges Jahr hat Lüneburg das Umfrage-Rennen gemacht, in diesem Jahr liegt Oldenburg in Oldenburg mit 396 von 598 Stimmen vorn. Auf den weiteren Plätzen: Lüneburg mit 67 Stimmen, Viersen mit 60 Stimmen, Duisburg mit 27 Stimmen und Mönchengladbach mit 13 Stimmen. 35 Umfrageteilnehmerinnen und Umfrageteilnehmer haben ein anderes Jugendamt vorgeschlagen.

Nun werden die Umfrageergebnisse wieder auf Null gestellt. Die Abstimmungsidee ist mir bei einem Hundespaziergang gekommen.

Sonntag, 22. August 2010

Arrogante CDU-Göre

22. August 2010
Kristina Schröder blubbert auf Notizblock

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder ist eine arrogante Göre. Beweist sie jetzt wieder. Dieses Mal in einem Gespräch mit "Bild am Sonntag". 2008 in einer "Panorama"-Sendung. Mitten im ausländerfeindlichen Wahlkampf von Roland Koch ("Wir haben zu viele kriminelle Ausländer") hat sie seinerzeit zunehmende "deutschfeindliche Gewalt" beklagt. Als Kronzeugen rief sie Christian Pfeiffer vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen auf. Der blieb aber nicht lange im Zeugenstand dieser CDU-Göre. Christian Pfeiffer war empört.

Jetzt lässt sich die 33-Jährige auf Hartz-IV-Familien mit Kindern herab. Sie sagt in der "Bild am Sonntag": "Eine vierköpfige Familie, die von Hartz IV lebt, bekommt bis zu 1585 Euro netto." Dafür müssten andere hart arbeiten. Sollte Kristina Schröder auch einmal tun. Hausaufgaben vom Bundesverfassungsgericht hat sie genug. Zwischendurch ein Blick in Armutsberichte könnte auch nicht schaden.

Wissenschaftler machen sich Sorgen über die "Verzwergung" der Gesellschaft, zu der Kristina Schröder in erheblichem Maße beiträgt. Beweist sie nach Auffassung von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen auch mit ihren Äußerungen zur Chip-Karte. Die 51-Jährige drückt das nur anders aus. Was Kristina Schröder in dem Interview mit der "Bild am Sonntag" zu diesem Thema auf den Notizblock der Journalisten geblubbert hat, wischte die Bundesarbeitsministerin schon vor der Veröffentlichung des Gespräches wieder weg. Die Chip-Karte verdränge weder existierende Angebote noch mache sie Bewegungsprofile möglich.

Zu den existierenden Angeboten gehören auch Kurse über Demagogie. Einen davon sollte die 33-Jährige umgehend besuchen. Wird sie nicht tun. Die Meinungshoheit über Stammtische scheint Kristina Schröder wichtiger zu sein.

Freitag, 20. August 2010

Friedhof des Kindeswohls

20. August 2010
Gedanken über Jugendämter und einen "frontal"-Beitrag

Dienstagabend haben viele Betroffene vor dem Fernsehapparat gesessen, das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) strahlte einen Beitrag über Jugendämter aus. Motto: "Weg sind die Kinder oder die Enkel". Und zwar immer häufiger. Die "frontal"-Moderatorin leitete den Beitrag nicht nur ein, sie leitete von der statistischen Tatsache der steigenden Zahl von so genannten "Inobhutnahmen" auch über zu widerlichen Schlagzeilen über die Ermordung von Kindern, die in den Behörden zu großer Nervosität führen. Ergo: Lieber ein Kind zu viel wegnehmen als sich vorhalten lassen zu müssen, dass man nicht rechtzeitig eingegriffen hat.

Ist das wirklich des Pudels Kern - oder liegt der Hund auch noch woanders begraben? Schauen wir uns doch einmal die Grabsteine an auf dem Friedhof des Kindeswohles.

Auf dem ersten Grabstein steht: Zu wenig Geld für Jugendämter, zu wenig Personal, zu wenig Zeit. Gäbe es nicht Ehrenamtliche, wäre das System längst zusammengebrochen.

Auf dem zweiten Grabstein steht: Vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Jugendämtern fehlt die nötige Qualifikation. Auch dafür ist nicht ausreichend Zeit und Geld da.

Auf dem dritten Grabstein steht: Jugendämter blocken ab, wenn sie auf Fehler hingewiesen werden. Will jemand zur Aufklärung beitragen,  wird´s morbid. Dokumente werden gefälscht, Vorwürfe frei erfunden. Ich habe es erlebt. Mehrmals.

Auf dem vierten Grabstein steht: Stadtväter lassen die Jugendämter machen, erklären sich für nicht zuständig oder weisen Kritik als Ammenmärchen zurück. Das geschieht auch auf höheren Ebenen.

Auf dem fünften Grabstein steht: Kann ein Jugendamt, das unkorrekt gehandelt hat, nicht mehr an Tatsachen rütteln, wird Druck ausgeübt auf die Betroffenen.

Auf dem sechsten Grabstein steht: Eltern, die sich an die Öffentlichkeit wenden, geraten an falsche Berater. Die reden erst einmal tagelang über Kinderklau und Geschäftemacherei. Bis viele Eltern sich umzingelt fühlen und keinen Ausweg mehr sehen. Verzweifelten wird nicht der Rücken gestärkt, sie werden noch verzweifelter. Andererseits verhärten sich die Fronten weiter.

Damit verlassen wir diesen Friedhof wieder. Es gibt noch mehr Grabsteine...

Montag, 16. August 2010

Kinder werden knapp

16. August 2010
...und somit kostbar

So ist das im Kapitalismus: Werden Güter knapp, werden sie kostbar. Jetzt sogar Kinder. Die sollen endlich besser geschützt werden vor klagewütigen Miesepetern, die juristisch vorgehen gegen Bolzplätze, Spielplätze und Kindergärten. In Berlin hat deswegen fast schon Ausnahmezustand geherrscht. Jagte dort irgendwo ein Kind hinter einem runden Leder her, drohten mindestens zwei Anlieger mit Klagen. Und schon kuschten die Behörden. Der Sportsenator von Berlin richtete deswegen einen Appell an die Ämter und kritisierte den vorauseilenden Gehorsam des Amtsschimmels.

Negativ auffällig wurde auch der Oberbürgermeister von Wilhelmshaven. Eberhard Menzel sehnte sich so sehr nach Bauland auf einem Bolzplatz, dass er unbedingt beweisen wollte, dass spielende Kinder dort nicht anzutreffen waren. Deswegen ließ er Handyfotos machen, auf denen niemand herumtobte. Eine Schule vor der Haustür des Oberbürgermeisters wurde geschlossen, was immer noch viele nicht verstanden haben.

Diesen Kinderfeinden soll jetzt das Handwerk nicht mehr so leicht gemacht werden. Die Bundesregierung will Klägern den Gang zum Gericht erschweren. Bundesbauminister Peter Ramsauer in einem Gespräch mit den "Ruhr-Nachrichten": „Kinderlärm ist doch keine schädliche Umwelteinwirkung, vor der die Bürger mit einem Gesetz geschützt werden müssen." Das Baugesetzbuch soll novelliert werden. Im Bundesimmissionsschutzgesetz soll demnächst stehen, dass es sich bei "Kinderlärm" nicht mehr um eine "schädliche Umwelteinwirkung" handelt. Dann dürfen Kindergärten in Wohngebieten auch ohne Ausnahmegenehmigung gebaut werden.

Dass sich die Bundesregierung mit diesem Thema beschäftigen muss, beweist: In diesem Land gibt es so viel schleichenden Irrsinn, dass Kinder gar nicht laut genug sein können!

Freitag, 13. August 2010

Babynotarztwagen

13. August 2010
Wer hilft mit?

In Deutschland kommen 7 Prozent aller Neugeborenen zu früh auf die Welt, d.h. vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche. Extremes Untergewicht bei Frühgeborenen ist größtenteils ursächlich für Säuglingssterblichkeit und kann zu frühkindlichen Behinderungen führen.

Hier weiterlesen

Auf diese Initiative bin ich aufmerksam geworden, weil 3sat am 12. August 2010 einen Beitrag ausgestrahlt hat.