Mittwoch, 31. März 2010

Warum kümmern Sie sich darum?

31. März 2010
Fragen können Jugendämter stellen

Zweimal habe auch ich gedacht: "Das wird mit dem Jugendamt gemacht!"

Das erste Mal: Eine Mutter wechselt sechs-, siebenmal im Jahr den Wohnort, hat ihre Sektenerfahrungen nicht verarbeitet, ist auf der Flucht vor ihren Erinnerungen, ein Bekannter ruft an: "Kann sie für ein paar Wochen bei euch einziehen?" Kann sie. Nach Feierabend tobe ich mit dem Zehnjährigen herum, wo seine Mutter ist, weiß er nur selten. Nach dem Abendbrot spielen wir mit ihm Monopoly, ich suche in Hannover eine Schule, dort fühlt er sich wohl, seine Zensuren werden immer besser.

Über den Vater erzählt die Mutter, wenn sie sich bei uns blicken lässt, nur Schlechtes, über die Oma des Jungen ebenfalls. Eine Zeitlang glauben wir ihr. Bis sie wieder verschwindet. Mit ihrem Jungen. Niemand kennt ihren neuen Aufenthaltsort. Ob der Junge bei ihr ist, weiß keiner. Bis am nächsten Abend unser Telefon klingelt. Sie sagt: "Ihr könnt den Jungen abholen. Er ist..." In einem anderen Stadtteil von Hannover. Ich fahre sofort hin. Hole ihn ab. Während der Autofahrt fragt er: "Spielen wir Monopoly?" Wo seine Mutter ist, weiß er nicht. Sie ist nach dem Anruf gegangen.

In den nächsten Tagen lasse ich die Telefondrähte glühen, finde heraus, in welcher Stadt der Vater des Jungen lebt, auch den Wohnort der Großmutter bekomme ich heraus. Beide fallen aus allen Wolken. Der Vater sagt: "Toll, dass mir endlich jemand sagt, wo mein Junge ist." Die Oma sagt: "Sie werden viele Schauergeschichten über mich gehört haben."

Nach diesen Gesprächen rufe ich das für den Jungen zuständige Jugendamt an. Schildere die Ereignisse. Die Mitarbeiterin fragt: "Warum kümmern Sie sich eigentlich darum? Das ist doch nicht Ihr Junge."

Wieder rufe ich den Vater an, frage ihn: "Kümmern Sie sich um Ihr Kind? So geht es doch nicht weiter." Sieht er genauso. Auf halbem Autobahnwege treffen wir uns an einer Raststätte. Er ist wieder verheiratet, hat mit seiner zweiten Frau ein Mädchen. Ein Problem bleibt: "Wie wird das Jugendamt reagieren?"

Darum kümmert sich die Großmutter des Jungen. Ist eine resolute Frau. Sie sagt dem Jugendamt, was der Vater des Jungen und sie tun werden. Widerspruch duldet sie nicht. Der Junge zieht zu seiner Oma, seinen Vater sieht er nun täglich. Die Mutter des Jungen zieht derweil wieder durch das Bundesgebiet, findet überall schnell einen Unterschlupf. Wie sie das schafft, bleibt uns ein Rätsel. Dass ihr Junge nicht mehr bei ihr ist, scheint sie nicht zu stören.

Der macht nach der Schulzeit eine Lehre, bringt zu einem Treffen mit mir drei seiner Freunde mit, deren Gedanken um eine Frage kreisen: "Wo bekommen wir Ersatzteile für unsere Mopeds?" Da kenne ich mich nicht aus...

Montag, 29. März 2010

Missbrauch: Verschwörer am Werk?

29. März 2010
Gut organisierter Plan mit einem klaren Ziel?

"Derweil sprechen die Verantwortlichen von einer Kampagne. Einer der wichtigsten Berater des Papstes, Kardinal José Saraiva Martins, sprach bei einem Frühstück mit Journalisten von einer ´Verschwörung´ gegen die Kirche. ´Es gibt einen gut organisierten Plan mit einem klaren Ziel´, sagte der Kardinal laut Reuters, ohne jedoch Namen zu nennen. Laut der ´Financial Times´ vermuten einige im Vatikan ´Freimaurer´ und ´big business´ hinter den Angriffen", liest man "Welt" online am 28. März 2010.

Das ist der Stoff, aus dem die Krankheitsbilder einer Organisation sind, die von sich behauptet, ihr Chef sitze auf einem Stuhl, auf dem als Erster Petrus gesessen habe, die allen Moralpredigten halten will und deshalb gelegentlich tiefer sinkt als andere sinken können. Denn wer sich erhöht, soll...

...bei Kindesmissbrauch nicht nur an die Opfer denken, sondern auch daran, dass man die vermeintliche Spitzenposition im Christentum nicht verliert? Fürwahr, in den vergangenen Wochen ist viel geschrieben worden, haben Redakteure versucht, unsägliche Verbrechen mit Zölibat, katholischer Sexualmoral und verkrusteten Strukturen zu erklären, die Opfer perverser Priester jedoch schlafen deswegen keinesfalls besser, solche Analysen machen keine kaputte Seele wieder heil. Verschwörungstheorien auch nicht.
Dass niemand mehr - ob in einer Glaubensgemeinschaft, in einem Sportverein, in einer Familie, in einem Kindergarten oder in einer Schule - an Kindern unsittlich herumfummelt, ist ein wunderschöner Traum, den psychisch Kranke nicht träumen können. Da das so ist, muss ein Frühwarnsystem her. Dazu gehört: Kinder so stark machen, dass sie schon bei dem Versuch eines Übergriffs Alarm schlagen, jede Vertuschung ächten, Eltern und alle, die sich um Kinder kümmern, für das Thema sensiblisieren - und das ohne Hysterie, mit Körperbewusstsein Grenzen setzen, die von niemandem überschritten werden dürfen.

In diesen Tagen hat jede Zeitung ihr eigenes geschundenes Kind. Hieß es früher, das glauben wir nicht oder ganz schuldlos wirst du schon nicht sein, heißt es heute: War das schon alles? Deshalb sind inzwischen auch Leidensgeschichten erschienen, die einer Überprüfung nicht standhalten. Was früher unter den Teppich gekehrt worden ist, wird heute gelegentlich faustdick aufgetragen.

Zum jetzigen Papst und zur gegenwärtigen Führungsriege der katholischen Kirche noch dies: Wenn man hört, was die zu Ehe, Familie, Liebe und Sexualität sagen, kann man nur froh darüber sein, dass niemand katholisch sein oder werden muss. Einige  Vorstellungswelten des heutigen Vatikan sind geistige Gefängnisse, die nicht gelüftet werden können. Alles vernagelt.



  

Donnerstag, 11. März 2010

Schmerzfreie Einrichtung

11. März 2010
Wo ist diese Mutter eigentlich wirklich?

Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch, eine Einrichtung der Jugendhilfe Lüneburg, hat vor Monaten der Internet-Öffentlichkeit vorgejammert, sie sei Opfer von Cyberstalking  und Psychoterror. Gemeint sind damit kritische Berichte über einige Methoden, die dort Ehemaligenberichten zufolge angewendet werden: Trennung der Kinder von ihren Müttern, die Zerstörung von Partnerschaften, die Isolation von Patienten, die wegen angeblichen Fehlverhaltens in "Klausur" geschickt werden und dort bis zu drei Monate verbringen, in dieser Zeit ihre Kinder nicht einmal grüßen dürfen.

Verlinkt wurden auf den von Matthias Lange, Geschäftsführer der Jugendhilfe Lüneburg, verantworteten Seiten sogar Kripo-Informationen über Cyberstalking, als seien die Kritikerinnen und Kritiker Belästiger, die in Wilschenbruch herumlungern oder täglich anrufen.

Als Belästiger wurden in diesem Blog der Therapeutischen Gemeinschaft auch Großeltern und Eltern diffamiert, die seit Monaten keinen Kontakt mehr zu ihrer Tochter und ihrer Enkelin hatten. Bis es zu einer Gerichtsverhandlung kam. Zwei Tage später machte sich diese Mutter mit ihrem Kind aus dem Staub, ist wieder bei ihrer Familie, weil ihr vor Gericht die Augen geöffnet wurden. Das ist einige Monate her!

Ist das etwa Anlass für die Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch, endlich einen Bericht aus dem Netz zu nehmen, der angeblich auf Schilderungen dieser Mutter beruht? Keinesfalls. Leserinnen und Leser des Beitrages müssen den Eindruck haben, diese Mutter und ihr Kind seien noch in der Einrichtung. Offenbar gelten in der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch nicht einmal die einfachsten Regeln des Anstandes und der Ehrlichkeit. Die Bitte, diesen Beitrag zu löschen, wird ignoriert.

Schon allein diese Tatsache wirft ein Licht auf diese Einrichtung, dass eigentlich alles andere im Dunkeln bleiben könnte. Dies zu wissen, müsste jedem reichen, um zu sagen: Von denen lasse ich die Finger! Die akzeptieren doch nicht einmal eine freie Entscheidung, sondern tun gegenüber der Öffentlichkeit so, als habe es diese nie gegeben.

Eine freie Entscheidung des Leiters der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch ist es gewesen, mehrere mit Abmahnungen, Unterlassungserklärungen, einstweiligen Verfügungen, Klagen und merkwürdigen Briefen zuzupflastern. Drei Termine gibt es deswegen bereits vor dem Landgericht in Hamburg. Werden die etwa abgewartet? Auch keinesfalls. Zwischenzeitliche Erfolge, die gar keinen Bestand haben müssen, nutzt der Leiter der Einrichtung für Auffordeungen, doch schon einmal den Gerichtsvollzieher loszuschicken, um Forderungen einzutreiben, die nach dem 20. April 2010 - also nach den Widerspruchsverfahren - möglicherweise gar nicht existent sind.

So benimmt sich niemand, der sich seiner Sache sicher ist. Nun beschäftigt sich auch das Bundesjustizministerium mit der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch. Werden auch diese Nachforschungen als Psychoterror eingestuft?

Montag, 8. März 2010

Nachrichtenmeer

8. März 2010
Am Ufer von Facebook

Facebook ist ein Nachrichtenmeer, ich fische heraus: Einen Bericht über Eltern, die ihre Tochter seit Mai 2008 nicht mehr gesehen haben. Hilfe suchend wendeten sie sich an das Kreisjugendamt in Stade. Sie fanden Gnadenlosigkeit und das Gericht litt unter Gehörlosigkeit, sobald sich jemand zu Wort melden wollte, der Gutes über diese Eltern zu berichten hatte.

Facebook ist ein Nachrichtenmeer, ich fische heraus: Den Bericht einer Mutter, die den Kampf um ihren Sohn verloren  hatte, als Jugendamt und Gericht die Köpfe zusammensteckten, um darüber zu beraten, was man ihr vorwerfen könne. Sie fanden eine psychische Krankheit.

Facebook ist ein Nachrichtenmeer, ich fische heraus: Eine Reaktion einer Prozessbeobachterin auf diese Schilderungen. Sie könne nur bestätigen, schreibt sie, was über Familiengerichte berichtet werde. Schlimm zugehen soll es auch in Münster und Osnabrück.

Facebook ist ein Nachrichtenmeer, ich fische heraus: 1000 Eltern wollen sich am Mittwoch auf den Weg machen nach Straßburg. Das Europäische Parlament lädt zu einer Pressekonferenz ein. Thema: Jugendämter in Deutschland.

Facebook ist ein Nachrichtenmeer, ich fische heraus: Die Bitte um ein Foto von mir, weil sich eine Frau für eine Einrichtung in Lüneburg interessiert, die angeblich familienorientierte Drogentherapie macht, aus der man jedoch immer wieder hört, dass Kinder von ihren Müttern getrennt werden. Zehn Monate dauert angeblich diese Therapie. Zumindest eine Ehemalige wäre froh darüber, wenn die Zeit der Isolation von den anderen nicht mehr als zehn Monate gedauert hätte...

Mittwoch, 3. März 2010

Stoppt Kinderpornografie

3. März 2010
Einfach Meldeknopf drücken

Hannover. Der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann hat auf der Computermesse CeBIT die neuen Mitglieder des Bündnisses gegen Kinderpornographie "White IT" begrüßt: Bundesverband Digitale Wirtschaft, Initiative D21, Niedersächsische Landesmedienanstalt, itWatch GmbH sowie Innocence in Danger e. V. Dem Bündnis gehören bereits zahlreiche weltweit agierende Unternehmen aus der IT-Branche sowie deutsche Vereine, Verbände und wissenschaftliche Institute an. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, die Verbreitung und Nutzung von Kinderpornographie im Internet zu verhindern.


Am CeBIT-Stand "White IT" (Halle 9, Stand C 60) stellte der Minister den neuen "White IT-Button" zur Meldung von kinderpornographischem Material vor. Bei diesem Meldebutton handelt es sich um ein kleines Zusatzprogramm (Add-On), das sich jeder Nutzer in seinen Internetbrowser installieren kann. Stößt man beim Surfen versehentlich auf kinderpornographisches Material, muss lediglich der installierte Meldeknopf gedrückt werden. Die Seite wird dann automatisch und anonym an die eco-Beschwerdestelle, welche Mitglied im weltweiten Inhope-Netzwerk ist, weitergeleitet und dort geprüft.

"Wenn Kinderpornografie im Internet gelöscht werden soll, dann müssen wir auch wissen, wo sie gespeichert wird. Nur dann können wir erfolgreich dagegen vorgehen", sagte Innenminister Schünemann.

Schünemann erläuterte gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden der Software AG, Karl-Heinz Streibich, die Vorschläge des Bündnisses White IT. Danach könnte eine gemeinsame europäische Datenbank geschaffen werden, in die europaweit Metadaten über bereits bekanntes kinderpornographisches Material von Justiz, Polizei und Beschwerdestellen hinterlegt werden können. Schünemann kündigte eine detaillierte rechtliche und technische Bewertung dieses Vorstoßes an.