Samstag, 29. Dezember 2018

Aufgelesen (2018)

Kinder- und Jugendhilfe: Kosten steigen
Eine Ursache für die enorme Kostensteigerung sieht der Landesrechnungshof in einem Mangel an Pflegefamilien. So werden 60 Prozent der betroffenen Kinder in Heimen untergebracht, wo die Ausgaben von 94 Millionen auf 184 Millionen Euro stiegen. Dabei, so die Prüfer, erscheine "eine familiäre Unterbringung für Kinder und Jugendliche grundsätzlich geeigneter".
Pflegefamilien sind auch billiger. "Ich bekomme monatlich 800 Euro pro Kind", berichtet ein Betroffener in Nordsachsen, der mit seiner Frau seit vier Jahren zwei Mädchen betreut, die heute 17 und 11 Jahre alt sind. Ein Heimplatz koste um die 3000 Euro. Sein Eindruck: "Einige Träger sehen das als Wirtschaftsbetrieb." Pflegeeltern müssten mitunter lange auf ein Pflegekind warten.
Freie Presse, 3. Januar 2018

Leben in Ungewissheit

Das kleine Mädchen hatte eine Menge zu verkraften: die Trennung vom Bruder, der in einem Heim lebt, die Drogensucht der Mutter, die Tatsache, dass der Vater im Gefängnis sitzt. Sicherheit und Geborgenheit erlebte die siebenjährige Jessie erst bei ihrem Onkel, der sie als Pflegekind aufgenommen hat. Doch Hilfe und Unterstützung haben Mario Kessler und seine Frau vom Jugendamt lange Zeit nicht bekommen – kein Einzelfall.

Mitteldeutscher Rundfunk, 14. Februar 2018

Ombudsperson für Schlichtung

Wolfgang Seelbach, Kreistagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen glaubt, dass manche Entscheidung des Jugendamtes nur besser erläutert werden müsse. „Das ist aber nur selten möglich, wenn die Emotionen hochkochen.“ Darum solle möglichst eine Ombudsperson solche Auseinandersetzungen schlichten. Im Idealfall könne eine Partei in einem Sorgerechtsverfahren die Ombudsperson anrufen. Dann werde geschlichtet.

Märkische Allgemeine, 27. März 2018

Jugendamtsmitarbeiter wegeschließen

In all dem Elend des Kinder- und Jugendhilfesystems gibt es natürlich auch Lichtblicke, für die alle sorgen, die solchen Behörden wie dem Wilhelmshavener Jugendamt die Tranfunzeln entreißen. Da gibt es zum Beispiel eine Schulleiterin, die eines Morgens ein Kind aus dem Unterricht holen und zwei Jugendamtsmitarbeiterinnen übergeben soll. Sie bittet die Behördenvertreterinnen in ihr Büro und schließt sie ein.

Das Jugendamt, 7. Mai 2018,  Hier weiterlesen

Wende in Sorgerechtsstreit

Im Fall eines elfjährigen Jungen, dessen Vater wiederholt die Arbeit des Jugendamtes Havelland kritisiert hatte, hat es eine überraschende Wende gegeben. Durch den Bericht eines Polizeibeamten über ein Gespräch mit dem Jungen, der dem Amtsgericht bei einer neuerlichen Verhandlung am 7. Mai vorlag, hat es eine Entscheidung im Sinne des Vaters gegeben.

Der Vater Karsten K. versucht seit Jahren, vor Gericht ein gemeinsames Sorgerecht und die Übertragung des Aufenthaltsbestimmungsrechts für seinen Sohn zu erstreiten. Die Eltern waren nie verheiratet, hatten einige Jahre zusammen gelebt und sich 2009 getrennt.

Wieder weiße Bettlaken?

Fünf Jahre ist es her, dass zum ersten Mal weiße Bettlaken aus den Fenstern einiger Berliner Jugendämter hingen. Die weiße Fahne als Zeichen der Kapitulation. Gute Kinderschutzarbeit sei nicht mehr zu leisten, hieß es schon damals. Zu viele Fälle, zu wenige Sozialarbeiter, die sich um die Familien kümmern. Schließzeiten wurden eingerichtet, um liegengebliebene Arbeit abzutragen. Einige Stellen mehr wurden finanziert. Doch rund läuft es in den Jugendämtern noch immer nicht.

Berliner Kurier, 19. Mai 2018

Hört sich wie ein schlechter Scherz an, ist aber wohl keiner

Sozialsenatorin Anja Stahmann will vor den Sommerferien den Prozess zur Entlastung von Fallmanagern im Jugendamt in Gang bringen. Vorbild könnte Hamburg sein, dort wurden rund 76 Stellen geschaffen.

Weserkurier, 3. Juni 2018

Lange Wartezeiten für Familien

Hohe Arbeitsbelastung, unbesetzte Stellen, fehlende Bewerber: Seit Langem arbeiten die Mitarbeiter der Regionalen Sozialen Dienste in den Jugendämtern der Berliner Bezirke unter schwierigen Bedingungen. Leidtragende sind vor allem auch Kinder und Familien in Problemsituationen, die Hilfe brauchen. Sie müssen immer länger auf immer weniger Termine warten, Gespräche fallen kürzer aus, bei Gerichtsterminen werden sie häufiger allein gelassen. Bis Hilfsmaßnahmen beginnen, vergeht oft lange Zeit.

rbb, 25. Juni 2018

Kinderleben gefährdet?

Die Botschaft ist drastisch: "Politisches Versagen gefährdet Kinderleben" steht auf einem der vielen Transparente, die Mitarbeiter der Berliner Jugendämter am Morgen vor der Senatsbildungsverwaltung entrollen. Zu wenig Personal bei zu vielen Fällen, dauerhafte Überlastung und fehlende Anerkennung - das sei Alltag in den Sozialen Diensten der Berliner Jugendämter, sagt Sozialpädagogin Ines: "Wenn alle nicht mehr weiter wissen, dann macht man eine Meldung beim Jugendamt. Und wir stehen mit einem Bein im Gefängnis, wenn wir nicht dafür sorgen, dass das Kind sicher ist."

rbb, 6. Juli 2018

Mehr Geld für ein schlechtes System?

Wenn ein System schlecht ist, steigert man die Zahl der Beschäftigten in diesem System und bezahlt jeden Beschäftigten besser? Diese Frage muss man sich stellen, wenn man hört und liest, was Jugendamtsmitarbeiterinnen und Jugendamtsmitarbeiter fordern, die in diesen Tagen in Berlin auf die Straße gegangen sind. Sie wollen 140 neue Stellen und werfen der Politik Versagen vor.


Jugendämter abgezockt

Alois B. soll nach Aussagen mehrerer ehemaliger Angestellter mit seinen Firmen die Betreuung für schutzbedürftige Kinder und Jugendliche in freier Trägerschaft übernommen haben. Dafür habe er von Jugendämtern Geld kassiert, dieses aber nur zum Teil zweckgemäß eingesetzt. Mehrere Erzieher und Sozialarbeiter berichten, sie hätten monatelang keinen Lohn erhalten. Es gäbe Außenstände bei Sozialversicherungen und Vermietern. Außerdem sei zumindest in einer Einrichtung das Geld für das Essen der Jugendlichen zu knapp bemessen gewesen.


MDR, 26. Juli 2018


61 383 "Inobhutnahmen" in 2017

In 58 Prozent der Fälle ging die Inobhutnahme von den Jugendämtern und sozialen Diensten aus, in 17 Prozent waren es die Kinder und Jugendlichen selbst, die Hilfe bei den Behörden suchten. 14 Prozent der Inobhutnahmen gingen Hinweise der Polizei voraus, nur in sechs Prozent der Fälle waren es die Eltern, die sich ans Jugendamt wandten. Auf die übrigen fünf Prozent machten Ärzte, Lehrer oder Verwandte aufmerksam.

Süddeutsche Zeitung, 22. August 2018


Mehr Hinweise
Die Zahl der Hinweise auf die Gefährdung 
und Misshandlung von Kindern hat in NRW 
in den vergangenen Jahren deutlich 
zugenommen. Die Jugendämter leiteten 
2017 in rund 40.000 Fällen ein Verfahren zur Einschätzung des Kindeswohls ein.


Eine akute Vernachlässigung des Kindes 
wurde in rund jedem achten Fall festgestellt. 
Seit 2012 ist die Zahl der registrierten Fälle 
um ein Viertel gestiegen, teilte das 
Statistische Landesamt am Dienstag mit.
WDR, 4. September 2018

Frau Leppin schafft das bald nicht mehr

In den Augen vieler Deutscher machen Leppin 
und ihre Kollegen vor allem eines: entscheiden 
und das im Zweifel falsch. Darüber, ob ein Kind 
bei den Eltern bleibt oder nicht. Dann heißt es entweder: "Die reißen Familien auseinander." 
Oder, wenn ein Kind zu Schaden kam: "Wieso 
hat das Jugendamt nichts unternommen?" 
Leppin hat das oft gehört. Sie weiß, wie auf 
sie und ihre Kollegen geschaut wird. Dass 
niemand jubelt, wenn sie einer 13-Jährigen 
einen Schlafplatz besorgt. Wenn sie 99-mal 
richtig entscheidet. Nur wenn sie einmal 
danebenliegt und einem Kind etwas passiert, 
werden alle hinschauen. Auf diese Arbeit, 
die sie an manchen Tagen glücklich macht 
und an anderen traurig. Über die sie denkt, 
wenn sie auf den Berg ihrer Akten schaut: 
"Wie soll ich das alles schaffen?" Und: 
"Ich schaffe das nicht mehr lange."

stern, 17. September 2018

Mail an den "stern"-Redakteur

Mir geht es so ähnlich wie Frau Leppin: Ich schaffe das bald auch nicht mehr. Fast täglich bekomme ich Anrufe von verzweifelten Eltern, lese Gutachten, Beschlüsse, Anwaltsschreiben und frage mich manchmal, wo wir eigentlich leben.  Jugendämter stellen Ansprüche an Eltern, die niemand erfüllen kann, missachten die Gesetze, in denen steht, dass nach einem Kindesentzug jede erdenkliche Hilfe aus dem Bekannten- und Verwandtenkreis in Anspruch genommen werden muss, sie wiederholen ungeprüft, was in Gutachten, die oft falsch sind, steht, stellt man Fragen, wird gewarnt - vor dem Fragesteller. Mich hat das Jugendamt von Wilhelmshaven kriminalisiert - weil ich mich dafür einsetze, dass sich Geschwister endlich sehen dürfen?


Ich habe als Redakteur und blogger immer gehofft, auch nur einmal ein Jugendamt kennenzulernen, das sich anders verhält. Das ist mir bisher nur einmal gelungen. Derzeit liegt mir das Kreisjugendamt Viersen quer im Hals...

Sachbearbeiter mit Messer verletzt

Eine junge Mutter soll in Lippstadt im Kreis Soest 
einen Mitarbeiter des Jugendamtes mit einem Messer 
angegriffen und verletzt haben. Die 25-Jährige sei 
bei einem Termin am Donnerstagmorgen mit einem 
Schälmesser auf den 39 Jahre alten Sachbearbeiter 
losgegangen, teilte die Polizei mit. Den Angaben 
zufolge ist die Frau psychisch krank. Daher sei ihr 
das Sorgerecht für ihr zweijähriges Kind entzogen 
worden. An der Entscheidung war der 39-Jährige 
demnach beteiligt.

Welt, 20. September 2018
Katholiken demonstrieren nicht

Zugegeben, ich hatte etwas Anderes erwartet: demonstrierende Katholikinnen und Katholiken auf den Straßen Fuldas zum Beispiel. Die ihre Solidarität zeigen mit jenen mehr als 3.600 Kindern und Jugendlichen, die aktenkundig von Klerikern missbraucht wurden. Die  dagegen protestieren, wie die Hierarchen mit den Betroffenen umgingen. Die einfach sagen: Wir fügen uns diesem System nicht mehr. Doch es kamen keine 3.600 Protestierenden zusammen, auch keine 360 und keine 36. Es blieb still auf den Straßen Fuldas. Und es blieb still bei der lange erwarteten Pressekonferenz, auf der eine Studie zum Ausmaß des Missbrauchs präsentiert wurde.

Deutschlandfunk, 25. September 2018

Personalnot wächst

Die Kehrtwende in den ausgedünnten Jugendämtern 
lässt auf sich warten: Noch bevor am Mittwoch am 
Alexanderplatz eine Demonstration gegen den 
bundesweiten Personalmangel begann, wurde bekannt, 
dass sich in einigen Berliner Bezirken der Notstand sogar 
noch verschärft hat: Der Anteil der freien Stellen 
wuchs auf rund 20 Prozent. Dies belegt eine aktuelle 
Anfrage der CDU-Abgeordneten Emine Demirbüken-Wegener.

Tagesspiegel, 4. Oktober 2018


Paar kommt angeblich vom Jugendamt

Ein Mann und eine Frau haben sich am Donnerstag (18.10.2018) als Jugendamtsmitarbeiter ausgegeben, betraten eine Wohnung und gaben an, nach einem Säugling zu sehen zu wollen.

Das Paar klingelte gegen 10.30 Uhr an der Wohnungstür einer jungen Familie in Holzminden. Die Familie selbst, ein 24-jähriger Mann, seine 18-jährige Lebensgefährtin und der 3 Monate alte Sohn, waren nicht Zuhause, lediglich ein Bekannter, ein 25 Jahre alter Mann aus Algerien, hielt sich zu dem Zeitpunkt in der Wohnung auf.

Täglicher Anzeiger, 22. Oktober 2018

Ein Experte der Grünen in Dresden

"Premiere im Jugendhilfeausschuss: Erstmals hat es in diesem Gremium eine öffentliche Expertenanhörung gegeben."

Melden die "Dresdner Neueste Nachrichten" am 28. Mai 2018.

Thema: Das Wohl von Flüchtlingskindern. Die Grünen haben einen der Experten eingeladen.


Burgdorfer Kreisblatt, 13. November 2018

Eckpunktepapier für Kinderschutz in Berlin

Das Eckpunktepapier zielt auf die Stärkung der sogenannten Regionalen Sozialpädagogischen Dienste (RSD) in den Jugendämtern - eine Anlaufstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche bei Erziehungsfragen und familiären Problemen in den Bezirken. Beklagt wird dort seit Jahren Personalnotstand. Sozialarbeiter und -pädagogen seien überlastet, die Fluktuation hoch und der Kinderschutz könne nicht mehr gewährleistet werden, heißt es im Eckpunktepapier.

RBB, 19. November 2018

Kinderheime und Ulrike Meinhof

Peter Wensierski verfasste einen Artikel mit dem Titel "Die unbarmherzigen Schwestern" und 2006 das Buch "Schläge im Namen des Herrn". Doch: War das wirklich der Anfang? Nein. Ulrike Meinhof, die den meisten wohl nur als Terroristin bekannt ist, befasste sich schon viel früher als Redakteurin der "konkret" mit dem Thema. Ihr Film "Bambule-Fürsorge-Sorge für wen?" wurde Anfang der 70-er Jahre verboten. Es dauerte 24 Jahre, bis er ausgestrahlt wurde.

Burgdorfer Kreisblatt, 1. Dezember 2018

Meistens ein Jahr im Heim

Der noch immer verbreiteten Vorstellung, dass Kinder, wenn, dann über viele Jahre im Heim leben, sei nicht so leicht beizukommen. Die meisten bleiben etwa ein Jahr, sagt Frodl. „Wir streben als Erstes immer die Rückführung in die Familie an oder weiterführende Hilfen oder die Vermittlung in eine Pflegefamilie.“ Ob ein Kind in die Obhut des Kinderheims gegeben wird, entscheidet das Jugendamt. Auslöser gebe es verschiedene: „Das kann wegen einer akuten Bedrohung sein, wegen Vernachlässigung, wegen Erziehungsproblematiken, die nicht so einfach überwindbar sind, oder auch, weil ein alleinerziehender Elternteil ins Krankenhaus muss und keine Verwandtschaft da ist.“

Volksstimme, 17. Dezember 2018

Junge geht nicht zur Schule

Ein sechsjähriger Junge mit Hilfsbedarf aus Bremerhaven geht seit drei Monaten nicht mehr zur Schule. Ein Streit um die Bewilligung einer Schulbegleitung zwischen dem Jugendamt und der Bremerhavener Karl-Marx-Grundschule einerseits und der Mutter des Jungen andererseits verhindert, dass dieser am regulären Unterricht teilnehmen kann. Das Verwaltungsgericht Bremen hatte zwar im Oktober einstweilig angeordnet, dem laut Behörde verhaltensauffälligen Kind bis spätestens zu den Weihnachtsferien eine Begleitung zur Teilhabe an der Schule zu bewilligen, aber eine Einigung darüber blieb trotzdem aus.

taz, 21. Dezember 2018

Kein Familiengeld für Pflegeeltern

Die Diskussionen um das neue Familiengeld 
ebben nicht ab. In einer aktuellen 
Pressemitteilung kritisieren die Grünen, dass 
einige Hundert Pflegeeltern in Bayern kein 
Familiengeld bekommen. Auch diese Redaktion 
machte deren Frust bereits im November 
zum Thema. Nun fordert die Landtagsfraktion 
ein sofortiges "Ende der Ungleichbehandlung". 
Peter Able, Vorsitzender des Landesverbandes 
der Pflege- und Adoptivfamilien, ärgert sich, 
dass Pflegeeltern wieder hinten runter fallen. 
"Bei jeder Gelegenheit erwähnt die Politik, wie 
sehr Pflegeeltern Kommunen und Jugendämter 
entlasten, doch honoriert wird diese Leistung nicht."

Main-Post, 27. Dezember 2018 

Samstag, 3. November 2018

Schadenersatz gefordert

Wenn Eltern sich in Solingen Sorgen machen...

Über diesen Fall haben schon viele Medien berichtet: Eltern machen sich Sorgen um ihr Baby, weil es Fieber hat. Mutter und Vater fahren in eine Klinik. Das Jugendamt von Solingen nimmt den Eltern das Kind weg. Nun ist das Baby wieder zuhause und die Eltern wollen sich das "rechtswidrige Verhalten" (so der Vater) nicht gefallen lassen. Der Vater spricht sogar von "Nötigung und Erpressung" des Jugendamtes. Anfang nächster Woche soll der nächste Medienbericht folgen. Im Frühstücksfernsehen von SAT 1.


Düsseldorfer Express. 

Freitag, 12. Oktober 2018

Werbefilm

Mehr schafft auch der liebe Gott nicht.
Foto: ZDF
Für Jugendämter - nicht nur in Bayern

So mancher Spielfilm beginnt oben rechts mit dem Hinweis "Produktplatzierung". Darauf hat das ZDF gestern Abend bei "Mutter für drei Tage" verzichtet - auch in dieser Programmankündigung:

Auf den Stufen zu ihrer Hebammenpraxis findet Lena Lorenz einen Präsentkorb. Doch statt kulinarischer Leckereien liegt darin ein Neugeborenes - keine zwölf Stunden alt.

Erst einmal möchte ich mich beim ZDF dafür bedanken, dass dieser Film keine drei Tage gedauert hat. Glücklicherweise reichten dieser Hebamme 90 Minuten, um alle Hürden aus dem Weg zu räumen, weil es gar keine Hürden gab. 

Die 16-Jährige, die ihren Säugling in einen Präsentkorb gelegt hatte, sah unverzüglich ihren Fehler ein und kümmerte sich weiter vorzüglich um ihre Geschwister, ihre tablettensüchtige Mutter zögerte nicht lange, bis sie sich zu einer Entziehungskur überreden ließ und das mit Einwilligung aller eingeschaltete Jugendamt las der Hebamme jeden Wunsch von den Augen ab: "Das kriegen wir hin."

Bevor die Sonne über Bayern unterging, hatte der Säugling der 16-Jährigen eine Pflegefamilie, die junge Mutter durfte jederzeit ihr Kind sehen, die tablettensüchtige Mutter bekam Hilfe im Haushalt.




Dienstag, 2. Oktober 2018

Weinberg und Jugendämter



Kann er wirklich aufräumen?
Kein Kind zu früh und keines zu spät!

Eine Inobhutnahme ist die allerletzte und extremste Maßnahme zum Schutz des Kindes. Zu oft wird so in eine Familie eingegriffen, der vielleicht auf andere Weise geholfen werden könnte. Angehörige, die ihr Kind zu Unrecht weggeben müssen, sind wütend, frustriert und verlieren den Glauben an den Rechtsstaat. Das lese ich immer wieder in Briefen und auch die Kommentare zu diesem Post werden das widerspiegeln. Ich verstehe diese Wut. Gleichzeitig muss der Schutz vor Gewalt, Verwahrlosung und Missbrauch gewährleistet sein. Dieser Artikel erzählt von einem Schicksal, das Mutter und Kind hätte erspart werden sollen. Schuldige gibt es auf vielen Seiten. Ich lasse nicht locker, bis ich sicher sein kann, dass es gerecht zugeht und alle Kinder sicher aufwachsen.

Schreibt Marcus Weinberg, familienpolitischer Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion, am 28. September 2018 auf seinen Facebook-Seiten über einen Fall, den ich schon lange kenne. Mit seiner Vermutung, dass er viele Kommentare bekommen wird, die widerspiegeln, was im Kinder- und Jugendhilfesystem schief läuft, behielt er recht.

Montag, 17. September 2018

Betr. Kreisjugendamt Viersen (IV)

Luftbild Schwalmtal.
Die Schulpolitik des Jugendamtes

"Die Gutachterin wird Ihnen nicht antworten", sagt die Mutter von O. bei ihrem zweiten Anruf.

"Ich weiß. Mir brummt gerade der Schädel wegen des Gutachtens", antworte ich. "Einiges kann ich gar nicht verstehen, weil die Gutachterin manchmal die deutsche Sprache nicht ausreichend beherrscht."

Wir unterhalten uns erneut über eine Stunde lang. Die Mutter von O. freut sich, weil ich der Meinung bin, dass ein Kind auch woanders spielen darf als nur in seinem Zimmer. 

"Danke, dass Sie das sagen."

Die Mutter wundert sich aber auch.

"Wenn uns das Jugendamt vorwirft, dass wir unser Kind schlagen, warum zeigen die uns nicht an?"

"Das machen die nie. Eigentlich müsste man mit einem Strafantrag wegen Verleumdung reagieren."

Im November 2017 ist die damals sechsjährige O. fast wieder zu Hause. Das Amtsgericht von Viersen erklärt sich am 23. November 2017 für nicht zuständig. Der Anwalt der Familie Koch fordert deshalb am 29. November 2017: "Das Kind O. Kohl ist unverzüglich zu den Kindeseltern zurückzuführen."

Das Jugendamt hat inzwischen die sechsjährige O. in eine andere Schule verfrachtet und dann wieder zu ihrer bisherigen Schule gebracht. An den Arbeitsgemeinschaften Tanzen, Fußball und Hiphop nimmt die Kleine aber nicht mehr teil, weil die Pflegeeltern O. nicht zu den Kursen bringen können. Der Anwalt der Familie O. wirft dem Jugendamt vor, gar nicht für das Wohl des Kindes sorgen zu wollen, er schreibt: "Vielmehr entzieht es das Kind auch aus dem regulären Schulbesuch. Man stelle sich vor, dies hätten die Eltern getan."

O. kehrt nicht nach Hause zurück, der Fall landet vor dem Amtsgericht in Geldern. weil sich O. "bereits über zwei Monate in der Bereitschaftspflegefamilie in Straelen, d. h. in dem Gerichtsbezirk des Amtsgerichts Geldern" befindet.

Die Mutter von O. und ich beenden das Telefongespräch.

"Ich bin 43", sagt sie. "Die Gutachterin ist 26."

Ich beende diesen Beitrag mit einem Zitat von Astrid Lindgren: "Da Pippi mich selbst auch sehr bewegt hat, schloss ich meinen Brief an den Verlag folgendermaßen: ´In der Hoffnung, dass Sie nicht das Jugendamt alarmieren.´ Denn ich hatte ja selbst zwei Kinder, und was sollte aus denen werden - mit einer Mutter, die solche Bücher schrieb!"

Zum Beginn der Serie 

    


Freitag, 14. September 2018

Betr. Kreisjugendamt Viersen (III)

Das Kainsmal

Diese biblische Geschichte kennen wir: Kain bekommt von Gott ein Mal, damit ihm niemand nach dem Brudermord etwas tut.

Diese Geschichte steht im Gutachten über die Familie Koch aus Schwalmtal: Der Vater der siebenjährigen O. bekommt von einem Arzt Borderline attestiert, damit er in Frührente gehen kann. Was gut gemeint war, wird ihm nun negativ angerechnet. 

Für die Erziehung eines Kindes bedarf es einen ganzen Dorfes. Afrikanisches Sprichwort.

Für die Erziehung von O. bedarf es einiger Lehrbücher, die von der Gutachterin A. aus Kleve gelesen worden sind.

Und die 2015 für die Familie Koch eingerichtete Familienhilfe vertritt die Auffassung, dass ein Kind nicht im Wohnzimmer spielen sollte. Die Eltern halten sich an diese Anweisung und die Folge: Die Kleine muckt gelegentlich auf.

Meine Meinung: Wenn ich in eine Wohnung komme, in der Kinder leben, will ich gefälligst schon auf dem Flur dem ersten Spielzeugauto ausweichen müssen.

In dem Gutachten schimmern immer wieder theoretische Vorstellungen über Kindererziehung durch, die im Alltag aller Eltern von den Kindern gern über den Haufen geworfen werden. Das Beste ist meines Erachtens: Die Eltern haben keine theoretischen Vorstellungen. Learning by doing, sagen die Engländer dazu. Kinder haben Bedürfnisse, Eltern auch. Da gilt dann das Motto der Ostpolitik von Willy Brandt: "Wandel durch Annäherung."

Die Eltern von O. haben gegenüber der Gutachterin, gegenüber dem Jugendamt und gegenüber anderen am Verfahren Beteiligten Fehler zugegeben. Nach meiner Auffassung viel zu oft. Und was will das Kind? Nach Hause. Und was machen die Familienrichterin und der Verfahrensbeistand laut Gutachten: Sie sagen dem Kind, dass seine Eltern krank seien.

Geheilt werden sollen sie per systemischer Therapie, die aus guten Gründen mehr als umstritten ist. Und wovon sollen die Eltern geheilt werden? "Von der liebevollen Behandlung" ihres Kindes, die den Eltern von der zuerst zuständigen Verfahrensbeiständin ("Anwalt des Kindes") bescheinigt worden ist? Die Mutter sagt: "Mit dieser Verfahrensbeiständin haben wir immer noch Kontakt." Im Gutachten wird sie aber mit keinem Wort erwähnt.  

Kreisjugendamt Viersen (IV): Die Schulpolitik des Jugendamtes