Dienstag, 24. März 2009

Häusliche Gewalt

24. März 2009
Wenn sich die Gewaltspirale dreht

Hannover (tj). "Der Aktionsplan der niedersächsischen Landesregierung hat die Situation der Frauen entscheidend verbessert. Jetzt erhalten Jugendämter, Kinderschutzeinrichtungen sowie Frauenhäuser und Frauenberatungsstellen konkrete Empfehlungen, wie vor Ort der Schutz von Kindern und Frauen noch besser aufeinander abgestimmt werden kann. Ziel muss Sicherheit und ein Leben ohne Gewalt für Kinder und Frauen sein." So hat Frauenministerin Mechthild Ross-Luttmann in Hannover das Handlungsprogramm einer Expertenkommission beim Landespräventionsrat vorgestellt. Angestrebt wird eine noch engere Zusammenarbeit von Polizei, Justiz, sozialen Diensten und von Beratungsstellen für Frauen und Kinder.

Schon 1990 hat eine von der Bundesregierung eingesetzte Gewaltkommission erschreckende Zahlen veröffentlicht, Neuere wissenschaftliche Untersuchungen belegen: Jede vierte Frau wird von ihrem Partner mindestens einmal in ihrem Leben geschlagen oder vergewaltigt, für rund zehn Prozent der Frauen gehört Gewalt zum Alltag. Jährlich fliehen rund 45 000 Frauen mit ihren Kindern in ein Frauenhaus. In Niedersachsen sind es 2007 2400 Frauen und 2200 Kinder gewesen.

Die Gewaltspirale dreht sich immer weiter: Kinder, die Gewalt im Elternhaus erleben, neigen als Erwachsene ebenfalls zu Aggressionen, sobald Konflikte auftauchen. Auch für die Justiz sei das eine Herausforderung, sagt die Ministerin und fügt hinzu: „Gerade bei den Entscheidungen zum Umgangs- und Sorgerecht ist die Gewaltsituation ein maßgeblicher Faktor bei der Beurteilung des Kindeswohl. Studien zeigen deutlich, welchen Einfluss die Gewalt der Eltern untereinander auf die Entwicklung der Kinder hat. Wie hier Schutz und Sicherheit sowie das Kindeswohl am besten gewährleistet werden können, wird auch weiterhin Thema von Fortbildungen für die Justiz sein".

Bei Null fange man allerdings nicht an. Als Beispiel nennt Mechthild Ross-Luttmann das Verdener Projekt „Bei Schlägen - Mut zum Reden“. Die Broschüre des Landespräventionsrates kann angefordert werden unter info@lpr.niedersachsen.de

Montag, 23. März 2009

Ich bin Sam

23. März 2009
Ein Lehrfilm für deutsche Jugendämter

„Ich bin Sam“, sagt Sean Penn in einem Melodram aus dem Jahre 2001 und nimmt den Kampf um seine siebenjährige Tochter Lucy (Dakota Fanning) auf. Rückendeckung bekommt der geistig zurück gebliebene Alleinerziehende von der Anwältin Rita (Michelle Pfeiffer), vor Gericht muss er sich dumme Fragen des Gegenanwaltes gefallen lassen. Ausgestrahlt worden ist dieser Film gestern Abend auf RTL II.

Liebe gegen Bürokratie - auch ein Lehrfilm für viele Jugendämter und Familiengerichte in Deutschland, die allzu oft von Kindeswohl reden, aber Kindesunwohl anrichten. So berichtet ein Vater aus Lüneburg, dass er sich inzwischen mit mehr als zwei Dutzend Betroffenen trifft, die ähnlich verzweifelt sind wie er.

Nach diesem Anruf ist auch das Jugendamt dieser Stadt ins Rennen um den Preis „Am fleißigsten für das Kindesunwohl“ geschickt worden. Das war am 15. März. In dieser kurzen Zeit sammelte das Lüneburger Jugendamt bereits 13 Stimmen und schob sich hinter Mönchengladbach (31 Stimmen) auf Platz 2. Grund zu Stolz ist das nicht.

Ausgedacht habe ich mir diesen Preis nach über einem Jahr Beschäftigung mit der Arbeit von Jugendämtern, Familiengerichten und Gutachtern. Verliehen werden soll er jedes Jahr im Herbst. Gesucht wird noch eine Künstlerin oder ein Künstler zur Gestaltung einer Negativ-Trophäe. Ein Liedermacher ist bereits dabei.

„Ich bin Sam“ nützt in Deutschland vielen Eltern, allein erziehenden Müttern und Vätern (noch) nichts. So manche Behörde verschanzt sich hinter einmal getroffenen Entscheidungen und zieht bei Gegenwehr die Daumenschrauben an. Entscheiden höhere Instanzen anders, schalten einige Jugendämter erst einmal auf stur und schränken die Besuchsrechte ein. Motto: „Sind die Eltern, sind Vater oder Mutter dem Kind erst einmal fremd geworden, ist die Bahn frei“. Eine Spiel auf Zeit. Beschämend. Eigentlich…

Mittwoch, 18. März 2009

Fälle

18. März 2009
Gießen: Linke und Parteilose werfen Berliner Behörden "verbrecherisches Verhalten" vor

24. Oktober 2006: Dan W. wird morgens um sechs Uhr aus dem Schlaf gerissen und aus der Wohnung seiner Mutter geholt. Ein gutes halbes Jahr später bescheinigt eine Gutachterin der Mutter schwere psychische Krankheiten. Die wehrt sich dagegen mit Gegengutachten. Sie werden nicht zur Kenntnis genommen.

So stellen es die parteilose Landratskandidatin im Kreis Gießen, Andrea Jacob, der parteilose Stadtverordnete Professor Dr. Aris Christidis, der Vorstandsvorsitzende der Linken, Michael Feuster, das Magistrats-Mitglied der Linken, Kenny Pukownick, und das Vorstandsmitglied der Linken, Alexander Richter, in einem öffentlichen Aufruf dar. Scharf kritisiert wird von diesen Amts- und Mandatsinhabern aus Gießen und aus dem Kreis Gießen die Bezirksstädträtin Manuela Schmidt (Die Linke) aus Berlin-Hellersdorf. Dem dortigen Jugendamt werfen die Verfasser „menschenrechtswidriges Vorgehen“ vor.

Weitere Vorwürfe sind: Amtsmissbrauch, Verstoß gegen die Beratungspflicht und Körperverletzung. Gefordert werden Kontrollorgane für das Jugendamt. An der Kompetenz der Gutachterin müsse gezweifelt werden. Die Diagnose sei derart schwerwiegend, dass sie nur möglich sei, wenn „Anhaltspunkte dieser Störung bereits im Jugendalter dokumentiert“ worden sind. Das sei bei der Mutter von Dan W. nicht der Fall.

Die „Scheindiagnose“ der Gutachterin wirke „wahnwitzig“, denn: „Diese Mutter hat ihre erzieherische Kompetenz im Zusammenhang mit der Erziehung ihrer beiden älteren Töchter unter Beweis gestellt.“

Trotzdem sei dies geschehen: „Entgegen jeder Rechtssprechung, haben es bis heute alle Gerichtsinstanzen versäumt, ein weiteres Gutachten in Auftrag zu geben.“ Drei Gegengutachten habe man bis heute ignoriert. Angemerkt wird dazu in dem öffentlichen Aufruf: „Vom Verdacht einer unsäglichen Verflechtung zwischen Jugendamt, Gutachterin und Familiengericht kann man sich im vorliegenden Fall nur sehr schwer frei machen.“

Die Mitverfasserin Andrea Jacob habe den Fall studiert und sei „über dieses verbrecherische Vorgehen entsetzt“. Abschließend heißt es: „Wir fordern hiermit die Behörden umgehend zum Handeln auf. Das Kind Dan muss sofort in seine Familie zurück gebracht werden, damit das Leiden ein Ende hat. Die Gesetzgeber in Berlin werden aufgefordert, das SGB VIII zu überdenken und für die Jugendämter eine Fachaufsicht zu installieren.“

14. März 2009
Die Achse des Lösens: Zu Gast im ZDF bei Maybrit Illner

Nun schreddern die Medien einige Nachrichten aus Winnenden und der Innenminister von Baden-Württemberg hätte wohl besser Einiges nicht gesagt, denn: Über einen Anwalt lassen die Eltern von Tim K. inzwischen bestreiten, dass ihr Junge jemals in psychiatrischer Behandlung gewesen ist, der angeblich von dem 17-jährigen Amokläufer verfasste Beitrag in einem Chatroom ist längst keine unumstößliche Tatsache mehr. „Ermittlungspannen“ nennen die Medien so etwas. Auf diesen Vorwurf reagiert die Polizei mit einer Nachrichtensperre. Über die aktuellen Ermittlungen soll erst einmal nichts mehr verraten werden.

Das ist schlecht für Talkmaster und so genannte Experten, die sich nach solchen Ereignissen zu Runden versammeln, zu denen einem schnell dieser Satz von Oscar Wilde einfällt: „Es ist viel klüger, Unsinn zu reden, als sich Unsinn anzuhören.“ Die Bundesfamilienministerin verzichtet darauf neuerdings. Aber: Sie zuckt auch nicht mehr zusammen.

Donnerstags schon einmal Maybrit Illner gesehen? Genau: Das ist die ZDF-Dame, die sich nach einer vermeintlich klugen Frage immer ein wenig vorbeugt, weil sie mit dem Zweiten besser sieht. Wie vorgestern. Ursula von der Leyen war ebenso da wie eine Schülerin. Die Achse des Lösens hatte sich gerade die analytischen Köpfe richtig heiß geredet, als die 18-Jährige einen Wunsch äußerte. Der lautete: In jeder Klasse nicht mehr als 25 Schülerinnen und Schüler!

Reagiert hat darauf niemand aus dieser Talk-Runde. Dabei hätten sie von ihren Stühlen fallen müssen. Rückblende: In den 1960er- und 1970er-Jahren steht das Bildungsthema ganz oben auf der Tagesordnung. Bundeskanzler Willy Brandt prägt das Motto „Die Schule der Nation ist die Schule.“ Also nicht die Bundeswehr. Ziel der Schulpolitik wird: Klassen mit 18 Schülerinnen und Schülern. Sonst sei effektives Lernen nicht möglich.

Und heute? Gibt es Kinder, die mit mehr als 30 Gleichaltrigen in einem Klassenzimmer sitzen und dem Unterricht nicht folgen können, weil es immer jemanden gibt, der Späße macht. Lehrerinnen und Lehrer stehen hilflos an der Tafel. Kein Wunder bei so großen Klassen. Die Bundesfamilienministerin scheint das aber nicht einmal zur Kenntnis zu nehmen, wenn sie in einer Talkshow mit diesem Bildungs-Skandal konfrontiert wird. Genau: Bildung ist ja auch Ländersache.

13. März 2009
Die Achse des Lösens (II): Immer mehr Trittbrettfahrer

Christian Pfeiffer hin, Psychologen und Soziologen her, vertreten wird auch diese These: Amokläufer kommen aus bürgerlichen Kreisen, Arme laufen nicht Amok. Dann dürfte das Rezept gegen solche schrecklichen Taten einfach sein…

Die Achse des Lösens treibt also auch nach Winnenden allerlei Unfug. Mehr als Unfug ist allerdings, was zurzeit so genannte Trittbrettfahrer tun. In Ilsfeld im Landkreis Heilbronn ist heute nach einer Amokdrohung im Internet eine Realschule abgeriegelt worden, in Schneverdingen (Landkreis Soltau-Fallingbostel) wurde ein 21-Jähriger gefasst, der Internetbeiträge wie „Ich habe eine Waffe und werde alle töten“ verfasst hatte.

Derartige Ankündigungen hat es auch schon vor dem Amoklauf von Tim K. gegeben, dessen Familienname inzwischen auf Euronews verraten wurde.

Er ist 18 Jahre alt und wohnt in Friesland, er hat die Berufsbildende Schule (BBS) in Jever besucht, im Freundeskreis machte er sich im November 2008 wichtig: „Am Mittwoch kommt es an meiner ehemaligen Schule zu einem Blutbad.“ Diese Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer, bei der Polizei klingelte immer häufiger das Telefon. Einige Anruferinnen und Anrufer beriefen sich auf den 18-Jährigen. Er wurde ins Revier gebracht und war plötzlich ganz kleinlaut. „Alles nur ein Scherz. Ich wollte mich wichtig machen“, gab er zu Protokoll.

Von Jever bis Wilhelmshaven sind es nur 14 Kilometer. Dort ermittelte die Polizei einige Wochen zuvor fieberhaft, als die Leute tuschelten: „Montag kommt es zu einer Katastrophe an einer Schule in der Friedenstraße.“ Stichhaltiges jedoch kam bei den Ermittlungen nicht heraus. Alle beriefen sich auf Hörensagen, deswegen wurde der Unterricht nicht abgeblasen. Die Polizei bezog Beobachtungsposten und hat bis heute nicht herausgefunden, wer das Gerücht von einem Amoklauf in die Welt setzte.

Auch an einer Berufsschule in Pforzheim gab es Amok-Alarm. 400 Schüler und Lehrer wurden evakuiert, gefunden wurde nichts. Ähnliches geschah in Erfurt, wo im April 2002 ein ehemaliger Schüler tatsächlich ein Massaker angerichtet hat.

Einen Tag später klingelte im Sekretariat eines Schulzentrums in Althengstett das Telefon. Es war kurz vor neun, als eine Frauenstimme warnte: „Sie müssen sofort räumen.“ 1 000 Schülerinnen und Schüler wurden daraufhin in Sicherheit gebracht. Wieder hatte sich jemand einen üblen Scherz erlaubt.

Werden die Urheber solcher Gerüchte erwischt, müssen sie mit Geld- und Gefängnisstrafen rechnen. Das ist vor gut zwei Jahren in Baden-Württemberg gelungen. Die Nachahmungstäter waren zwischen 14 und 21 Jahre alt. Ein 19-Jähriger bekam am 7. Dezember 2006 vom Amtsgericht in Rastatt vier Wochen Dauerarrest aufgebrummt, am 8. Dezember 2006 verurteilte das Amtsgericht von Singen einen 15-Jährigen zu einer Woche Dauerarrest, außerdem wurde er seinen Computer und Software los, in Künzelsau musste ein Jugendlicher am 12. Dezember 2006 für vier Wochen hinter schwedische Gardinen, hinzu kamen 80 Stunden gemeinnützige Arbeit.

Damals sagte Justizminister Goll: „Wer also keine Lust hat, wegen drei Minuten öffentlicher Aufmerksamkeit sein halbes Leben lang Schulden abzustottern, dem kann ich nur raten, schleunigst vom Trittbrett abzuspringen.“ Das gilt nach Winnenden wieder.

12. März 2009
Nach dem Amoklauf von Winnenden wieder da: Die Achse des Lösens

Nun ist die Achse wieder am Lösen: Kriminologen, Soziologen und Psychologen sezieren den Amoklauf von Winnenden. Mittendrin statt nur dabei ist Christian Pfeiffer, der vor gut acht Jahren im „Fall Joseph“ eine derart unrühmliche Rolle gespielt hat, dass er die Leitung des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen hätte in andere Hände legen müssen.

Man erinnert sich: Im Freibad zu Sebnitz stirbt ein Achtjähriger. Die Mutter behauptet: Der Junge ist von Rechtsradikalen „hingerichtet“ worden. Christian Pfeiffer erstellt ein Gutachten, bescheinigt der Frau Glaubwürdigkeit. Die Presse stürzt sich auf den Fall, erfindet 200 Leute, die bei einem Mord zuschauen und hört sogar die Füße von Joseph auf dem Beckenboden. Doch der Junge wehrt sich vergeblich. Wie eine Kleinstadt lange gegen diese Verleumdungskampagne. Das Ende von der Geschichte: Der kleine Joseph ist im Freibad verunglückt. Akte zu.

Auch nach dem Amoklauf von Winnenden wird von der Achse des Lösens wieder eine ganz einfache Formel an die gesellschaftliche Tafel geschrieben. Je mehr Medienkonsum plus Gewaltspiele desto größer die Gefahr, dass jemand ausflippt. Wenn dann noch die Großeltern erzählen, dass sie früher blutrünstige Märchen geradezu verschlungen haben, muss man sich über die Machtergreifung Hitlers nicht mehr wundern?

Ich erinnere mich noch gut an meine Studienzeit in Mainz. In der ersten Publizistik-Vorlesung hat uns die Professorin Elisabeth Noelle-Neumann mit folgender These vertraut gemacht: Junge Leute, die Sendungen mit Gewaltszenen sehen, schlagen früher oder später zu. Doch dann stellte sich heraus: Die Wissenschaftler hatten Fehler bei der Versuchsanordnung gemacht. Die waren so groß, dass andere Experten bei einem zweiten Test zu dem Ergebnis kamen: Junge Leute, die Sendungen mit Gewaltszenen sehen, leben ihre Wut in ihrer Fantasie aus und sind deshalb im Alltag ganz friedlich. Doch auch diese Annahme löste sich in der dritten Vorlesung in Luft auf. Denn ein weiteres Wissenschaftler-Team war zu der Erkenntnis gelangt, dass man niemandes Verhalten auf sein Medienverhalten allein zurückführen kann.

Nach dem Amoklauf in Winnenden sickert nach und nach durch, dass der Amokläufer Tim K. wie der Amokläufer aus Emsdetten im Internet seine Tat angekündigt haben könnte. Wenn das wieder so ist, dann steht doch gleich die Frage im Internet-Raum: Warum finden Experten, die sich fast schon Tag und Nacht mit dem Thema Gewalt beschäftigen, solche Ankündigungen nicht? Sind die dann immer gerade in einer Talkshow? Diese Frage klingt hart, auch nicht fair. Womit wir bei einer Sendung mit diesem Titel wären.

11. März 2009
Eilige Bundesfamilienministerin nach Amoklauf

Neun Schüler, drei Lehrerinnen, drei Passanten erschossen: Der Amoklauf von Winnenden beherrscht die Schlagzeilen. Polizei und Redakteure sind in diesen Stunden auf Motivsuche, für blutige Fotos werden sicherlich große Summen gezahlt. Auf den Seiten der Kleinstadt werden Trauergottesdienste angekündigt, auch eine Mitteilung an die Realschülerinnen und Realschüler gibt es: Der Unterricht fällt am Donnerstag und Freitag aus, die Kinder werden ab 7 Uhr in der ehemaligen Stadthalle betreut, bekommen auch ein Mittagessen.

Der 17-jährige Amokläufer Tim K. kommt aus einem guten Elternhaus, heißt es, der Vater ist Mitglied eines Schützenvereins. Und hat seine Waffen nicht so weggeschlossen, dass sein Junge nicht an sie herankam? Diese Frage wird vielen auf der Zunge brennen, im Schützenwesen kommt es wohl zu neuen Diskussionen über die Einhaltung vereinsinterner Sicherheitsbestimmungen.

Die Albertville-Realschule hat ihr Internet-Portal bereits während des Amoklaufes geschlossen und bittet dafür um Verständnis. Das wird sicherlich jeder haben. Denn nicht nur diese Schule und Winnenden stehen unter Schock, eine Republik ist fassungslos.

Doch das Entsetzliche birgt auch Erstaunliches - von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen. Von der hat es bereits eine öffentliche Stellungnahme gegeben, als in den Medien noch eine Meldung die andere jagte. Da plädierte die 50-Jährige bereits für mehr „Prävention“. Wie die aussehen soll? Dazu fiel Ursula von der Leyen noch nichts ein. Noch nichts? Der Amoklauf von Winnenden ist doch nicht der Erste!

Wie tief hat die Politik denn nach den Amokläufen 2002 in Erfurt und 2006 in Emsdetten geschürft? Außerdem: Kann man überhaupt ein Vorwarnsystem einrichten, das solche Bluttaten verhindert? Sicherlich nicht so perfekt, dass Amokläufe ausgeschlossen werden können. Aber: Das Beispiel Emsdetten zeigt, dass Warnsignale von vielen einfach überhört werden. Ob es die auch in Winnenden gegeben hat, wird sich zeigen. Eine Bundesfamilienministerin, die so schnell zu den Mikrophonen eilt wie Ursula von der Leyen braucht man dazu nicht.

14. Januar 2009
Immer wieder einmal in negativen Schlagzeilen

Schloss Dilborn

8. Januar 2009
Was ist an diesen Schulen los?

Unsere Kinder werden an der Gemeinschaftsgrundschule VII in Ratheim gemobbt, schlagen vier Mütter in den „Aachener Nachrichten“ Alarm. Bei der Staatsanwaltschaft in Mönchengladbach haben sie Strafantrag gegen eine Lehrkraft gestellt. Die Vorwürfe lauten „massive Beschimpfung und Beleidigung von Grundschülern“ und „Verstoß gegen die im Grundgesetz verbriefte Menschenwürde“. Sogar von „Morddrohung gegen Grundschüler“, „Drohung gegen Eltern“, von Züchtigungen und Misshandlungen ist die Rede. Die Lehrkraft soll Schülerinnen und Schüler als „kleines Arschloch“, „fette Kuh“ und als „psychisch krank“ bezeichnet haben.

Inzwischen hat sich der Schulrat eingeschaltet, ansonsten hält er sich so bedeckt wie der Rektor der Grundschule, die Lehrkraft wird so zitiert: „Ohne meinen Anwalt sage ich gar nichts.“ Der Anwalt gibt sich „fassungslos“ und will eine Einstweilige Verfügung gegen die vier Mütter erwirken.

Auch in Groß-Gerau ist die Schulwelt nicht einmal mehr morgens um 7 in Ordnung: Auch dort berichten Mütter von Mobbing gegen ihre Kinder. Tatort: die Schillerschule. Ein Zehnjähriger erzählt, er sei in der Sporthalle eingesperrt worden, auf dem Schulhof komme es zu Tätlichkeiten, während die Lehrer wegschauen. Die Mutter eines Mädchens fühlt sich ebenfalls allein gelassen - und noch schlimmer: „Das Schulamt verdreht Sachverhalte.“

Dazu befragen kann man, wen man will: alle schweigen. Im Netz allerdings wird dieses Schweigen gebrochen. Inzwischen gibt es unzählige Seiten über Mobbing. Die von Schülerinnen und Schülern eingerichteten sind die am häufigsten besuchten. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

8. Januar 2009
Zweite mail an Stadt Groß-Gerau

Sehr geehrter Herr Lauterbach, in einer Weiterleitung an den Kreis Groß-Gerau und dort an das Schulverwaltungsamt kann ich nur wenig Sinn entdecken. Diese Behörde antwortet mir gar nicht, Eltern bekommen seltsame Briefe mit merkwürdigen Ankündigungen. Ich hätte schon gern eine Antwort Ihres Bürgermeisters.

Mit freundlichen Grüßen
Heinz-Peter Tjaden

8. Januar 2009
Antwort der Stadtverwaltung von Groß-Gerau

Sehr geehrter Herr Tjaden,

die Schulverwaltung obliegt der Kreisverwaltung Groß-Gerau. Ich habe Ihre E-Mail dementsprechend an das Schulverwaltungsamt des Kreises Groß-Gerau weitergeleitet.

Mit freundlichen Grüßen

Lauterbach
Zentrale Dienste
Stadtverwaltung Groß-Gerau

7. Januar 2009
Mail an Bürgermeister von Groß-Gerau

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Sauer,

"die Sportlehrerin hat mich sogar ungefähr 30 Minuten allein in der Turnhalle eingesperrt und ist weggegangen. Ich habe gerufen und an die Scheiben gehämmert. Alle Ausgänge waren zugestellt. Ich musste warten, bis die Lehrerin die Tür wieder aufgeschlossen hat. Seitdem hatte ich immer Angst, zum Sport zu gehen.

Dann haben mich die Kinder in der Pause unten reingetreten und gehauen. Die Lehrer haben nur geguckt und nichts gemacht. Meine Mutter musste mit mir oft zum Kinderarzt. Ich habe dann morgens immer gebrochen, weil ich Angst hatte, in die Schule zu gehen. Bin aber immer gegangen. Das, was die mit mir gemacht haben, ist Mobbing, sagen meine Eltern."

Das hat mir kürzlich ein Zehnjähriger über die Schiller-Schule in Groß-Gerau berichtet. Nachfragen beim zuständigen Schulamt und bei der Schule blieben ohne Antwort.

Nun ist mir eine mail zugespielt worden, die eine Mutter am 20. April 2007 verschickt hat. Darin beklagt sie sich darüber, dass ihre Tochter von Mitschülern schikaniert werde, die Rektorin der Schiller-Schule aber nichts dagegen unternehme.

Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Licht in die Angelegenheit bringen würden und veröffentliche meine Nachricht an Sie unter http://kinderunwohl.blogspot.com

5. März 2009
Weitere mail an den Bürgermeister

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Sauer,

Sie haben mir am 18. Januar 2009 versprochen, dass Sie bei Ihrem nächsten Treffen mit dem Kreisbeigeordneten Will (zuständig für Schule) das Thema „Adrian darf keine (Regel-)Schule besuchen“ anschneiden werden. Gestern teilte mir die Mutter des Jungen auf Nachfrage mit, dass sich bislang weder Herr Will noch Sie bei ihr gemeldet haben. Woran liegt es?

Für eine Antwort wäre ich Ihnen dankbar.

Montag, 2. März 2009

Cybermobbing

2. März 2009
Im Netz lauern viele Gefahren auf Kinder

Hannover (tj). Mehr als ein Viertel der 12- bis 19-Jährigen hat bereits im Internet Gewalt erlebt. Zu diesem alarmierenden Ergebnis kommt die Niedersächsische Landesmedienanstalt in einer von ihr in Auftrag gegebenen aktuellen Studie. Viele Eltern ahnen das nicht einmal, wissen nichts über Cyber-Mobbing, Gewaltverherrlichung und frei zugängliche Porno-Seiten im Netz.

Wichtige Aufklärungsarbeit bei Müttern und Vätern leisten Medien-Trainer. Immer beliebter werden auch LAN-Partys, die von der Landesstelle Jugendschutz für Eltern organisiert werden. Außerdem gibt es ein Faltblatt „Surfen - Kinder sicher online“.

Darauf hat heute die niedersächsische Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann bei einer Jugendmedienschutztagung der Niedersächsischen Landesmedienanstalt hingewiesen. Sie sagte in Hannover: "Kinder und Jugendliche sollen sich auch in virtuellen Welten bewegen und zurechtfinden. Sie dürfen dabei nur nicht allein gelassen werden."

Es lauerten Gefahren im Internet, die gerade von jüngeren Nutzern nicht oder nicht gleich erkannt würden. Um Kinder und Jugendliche auch besser vor Datenmissbrauch und dem so genannten Cybermobbing zu schützen, sei die Aufklärung über die Folgen ihres Handelns der Schlüssel zum Erfolg.

Ross-Luttmann weiter: "Deshalb verstärken wir unsere Aufklärungsarbeit und erhöhen die Medienkompetenz von Eltern und pädagogischen Fachkräften."